Interview
mit Chrissie

Hallo, mein Name ist Omid. Ich bin Schüler in der SchlaU-Schule und arbeite bei der Schülerzeitung. Und wer sind Sie?

Chrissie: Hallo Omid, ich bin die Chrissie. So nennen mich meine Freunde. Sonst heiße ich Christiane und bin Praktikantin hier an der SchlaU-Schule.


Woher kommen Sie?

Chrissie: Ich komme aus München, ich wurde hier geboren und bin auch hier aufgewachsen.


Was machen Sie in der SchlaU-Schule?

Chrissie: Ich bin hier Praktikantin von März bis Juli. Das Praktikum mache ich für mein Studium. Ich studiere Deutsch als Fremdsprache bzw. Deutsch als Zweitsprache zusammen mit Spanisch und Französisch, um Lehrerin am Gymnasium zu sein.

 

Können Sie ein bisschen erklären, was Sie studiert haben und wie lange Sie in der Schule waren?

Chrissie: Ich war auf dem Gymnasium, habe das Abitur gemacht und danach nicht sofort studiert. Ich habe ein bisschen gearbeitet, Praktika in verschiedenen Berufen gemacht und dann ein Jahr nach dem Abitur angefangen zu studieren, zuerst nur Spanisch und Französisch für Lehramt Gymnasium. Seit ca. drei Jahren studiere ich auch Deutsch als Zweitsprache bzw. eigentlich Didaktik des Deutschen als Zweitsprache. Da lerne ich, wie ich am besten Deutsch als Nicht-Muttersprache unterrichten kann, und das finde ich sehr, sehr interessant. Seit diesem Semester, seit April, lerne ich auch Arabisch in der Uni. Und jetzt werde ich dann komplett fertig sein. Im September/Oktober mache ich meine allerletzten Prüfungen an der Uni, und dann geht’s auch schon ins Referendariat ans Gymnasium.

 

Haben Sie auch an anderen Schulen Praktikum gemacht oder nur in der SchlaU-Schule?

Chrissie: Momentan mache ich nur das Praktikum hier in der SchlaU-Schule, allerdings habe ich für mein Studium vor einigen Jahren schon Praktika an gemacht an Gymnasien. Das sind Pflichtpraktika, die wir für unser Studium machen müssen. Und vor sieben Jahren war ich ein knappes halbes Jahr in Frankreich und habe dort an zwei Lycées, französischen Schulen, im Deutschunterricht mitgeholfen.

 

Also ist es das erste Mal, dass Sie in einer Flüchtlingsschule Praktikum machen?

Chrissie: Genau. Das ist das erste Mal, dass ich mit Flüchtlingen arbeite, und es gefällt mir sehr, sehr gut. Es ist ein komplett neuer Einblick für mich.

 

Bevor Sie in die SchlaU-Schule gekommen sind, haben Sie den Namen SchlaU-Schule schon mal gehört?

Chrissie: Ja, den Namen SchlaU-Schule habe ich schon mal gehört, und zwar vor allem von meinen Kommilitonen, die mit mir zusammen studiert haben. Daher kannte ich schon die SchlaU-Schule und es wurde mir ein bisschen gesagt, dass es die gibt und was dort gemacht wird. Das fand ich sehr interessant und bin jetzt sehr froh, dass es mir möglich ist, vor Ende meines Studiums noch ein Praktikum bei euch zu machen.

„Es ist hier einfach viel multikultureller und ich finde sehr schön, dass ich über andere Kulturen, über die ich noch gar nichts wusste, mittlerweile sehr viel gelernt habe‟

 

Was ist der Unterschied zwischen unserer Schule und anderen Schulen, also zwischen der SchlaU-Schule und einer deutschen Schule?

Chrissie: Klar, der große Unterschied ist natürlich die Herkunft der Schüler. Die deutschen Schüler kennen natürlich die deutsche Kultur und die deutsche Sprache, sie sind ja Muttersprachler. Das ist der größte Unterschied. Es ist hier einfach viel multikultureller und ich finde sehr schön, dass ich über andere Kulturen, über die ich noch gar nichts wusste, mittlerweile sehr viel gelernt habe. Ich finde es einfach wahnsinnig interessant, auch meinen eigenen Horizont erweitern zu können, was ich jetzt in einer normalen Schule nicht unbedingt machen kann. Da ist es eher so, dass ich selbst, gerade was meine Fremdsprachen Spanisch und Französisch betrifft, den Schülern etwas über die spanische und französische Kultur vermitteln kann als umgekehrt.

 

Und warum haben Sie ein Praktikum in der SchlaU-Schule gewählt und nicht eine andere Schule? Wir haben in München so viele Flüchtlingsschulen. Warum die SchlaU-Schule?

Chrissie: Weil ich ehrlich gesagt keine andere Flüchtlingsschule kenne. Ich wollte aber gerne an einer Flüchtlingsschule ein Praktikum machen, deswegen bin ich hierher gekommen. Ich finde das Konzept sehr interessant, auch gerade für 16- bis Anfang-20-jährige Schüler. Ich bin sehr froh, dass ich einen Platz bekommen habe und hier bin.

 

„Der Umgang mit den Schülern ist sehr angenehm, respektvoll und harmonisch‟


Was gefällt Ihnen an unserer Schule?

Chrissie: An der Schule gefällt mir sehr gut das angenehme Kollegium. Die Lehrer untereinander helfen sich sehr viel und arbeiten zusammen, das ist sehr schön, das ist nicht immer so. Auch der Umgang mit den Schülern ist sehr angenehm, respektvoll und harmonisch. Dass sich alle duzen und sich mit Vornamen anreden, finde ich super. Normalerweise ist es ja üblich, immer gesiezt und mit Nachnamen angesprochen zu werden. Ich finde hier sehr schön, dass das nicht gemacht wird und der Umgang dennoch sehr harmonisch, sehr respektvoll ist, sehr freundlich und in Achtung des anderen. Ich habe auch das Gefühl, dass es sehr gut funktioniert und sehr gut läuft, dass den Schülern sehr viel vermittelt werden kann, und zwar nicht nur über die deutsche Sprache, sondern auch über die deutsche Kultur, um sich hier im Land besser zurechtzufinden und hier leben und sich gut integrieren zu können.

 

Und was gefällt Ihnen nicht in der SchlaU-Schule?

Chrissie: Was mir nicht gefällt? Hm. Spontan fällt mir nicht wirklich was ein. Sie könnte noch größer sein, weil es noch viel mehr junge Flüchtlinge hier in München gibt, die kein Deutsch können und die auch nicht die Möglichkeit haben, in die Schule zu gehen. Es müsste noch viel mehr Schulen geben wie die SchlaU-Schule, aber an sich an der SchlaU-Schule gibt es nichts, was mir nicht gefällt.

 

Was finden Sie spannend daran, mit Flüchtlingen zu arbeiten?

Chrissie: Das Interessante sind die vielen Kulturen, die zusammenkommen, und dass aber dennoch ein sehr produktives Arbeiten möglich ist, auch wenn jeder sein emotionales Gepäck mitbringt und in der Vergangenheit sehr viel erlebt hat. Dennoch ist es aber ein sehr guter Unterricht und es wird normalerweise auch reibungslos und ohne Störungen gelernt. Das finde ich doch sehr interessant, dass das so gut geht. Ja, und eben der Austausch der vielen verschiedenen Kulturen, dass ich meine eigene Kultur, die deutsche Kultur, anderen vermitteln kann, aber auch von den Schülern sehr viel über ihre Kultur lerne, die mir oft total fremd ist. Dieses Geben und Nehmen finde ich sehr schön.

 

Was denken Sie, sollten die Schüler und Schülerinnen bei SchlaU mit Büchern arbeiten und nicht immer mit Blättern und Papier?

Chrissie: (lacht) Ich sag mal so, es ist total wichtig, überhaupt Material zu haben, egal ob Blätter oder Bücher. Es kommt darauf an, was für Lehrwerke es gibt, um Deutsch zu lernen. Wenn es keine passenden gibt, dann muss man eben Arbeitsblätter benutzen. Aber wenn es Lehrwerke gibt, die gut sind, dann ist es wunderbar, mit Büchern zu arbeiten. Das Wichtige ist, dass man Ordnung hält und nichts durcheinanderbringt, und dann ist es egal, ob man mit Büchern arbeitet oder mit Arbeitsblättern.

 

Manchmal ist es sehr schwer, mit Flüchtlingen zu arbeiten oder sie zu verstehen. Vielleicht passiert das bei Ihnen auch manchmal. Was haben Sie gefühlt, wenn Sie jemand nicht verstanden hat?

Chrissie: Wenn ich etwas erklärt habe? In gewisser Weise vielleicht am Anfang Ratlosigkeit oder Hilflosigkeit, weil ich natürlich möchte, dass mich der andere versteht. Und dann einfach, wie kann ich es anders erklären, wie kann ich es anders formulieren? Kreativ werden und schauen, dass es doch irgendwie möglich ist, dass der andere was lernt und mich versteht.

Wollen Sie später auch Lehrer werden?

Chrissie: Genau, ja.


An einer Flüchtlingsschule?

Chrissie: Kann ich mir momentan tatsächlich vorstellen. Ich werde jetzt ins Referendariat gehen, damit ich meine Lehrerausbildung abschließen kann. Das ist so: Man unterrichtet schon an der Schule und bekommt auch Geld dafür, aber ich werde immer noch von anderen Lehrern geprüft und die besuchen auch meinen Unterricht und beobachten mich und geben mir Noten. Das dauert zwei Jahre, und danach habe ich nochmal eine große Prüfung, das Zweite Staatsexamen, und erst dann bin ich komplett fertig. Mal sehen, was danach kommen wird, aber ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, hier an der SchlaU-Schule als Lehrer zu arbeiten.

 

Nur an der SchlaU-Schule oder auch an anderen Schulen?

Chrissie: Auch an anderen Schulen, aber auch an der SchlaU-Schule.

 

Was gefällt Ihnen besser?

Chrissie: Ich glaube, von den Schülern her gefällt mir die SchlaU-Schule besser, einfach weil der Umgang respektvoller ist als an normalen Schulen. Da ist er nicht oder nicht immer so respektvoll von der Schülerseite aus den Lehrern gegenüber. Andererseits finde ich gerade Spanisch eine tolle Sprache, und das könnte ich hier bei SchlaU natürlich nicht unterrichten. Deswegen werde ich sehen müssen, wie es weitergeht. Ich weiß es selbst noch nicht, aber es ist für mich auf jeden Fall eine Möglichkeit zu sagen, ja, ich möchte hier arbeiten.

 

Ich glaube, Sie machen jetzt seit drei, vier Monaten hier Praktikum und haben viele Schüler und Schülerinnen in der SchlaU-Schule gut kennengelernt. Und ich habe gehört, dass viele Schüler und Schülerinnen Sie lieben.

Chrissie: Ach ja?


Ja.

Chrissie: Ich liebe die Schüler auch! Ich finde euch alle so süß. Ich finde euch toll.

 

Und die möchten auch von Ihnen eine Empfehlung. Was gefällt Ihnen an den Schülern und Schülerinnen der SchlaU-Schule und was gefällt Ihnen nicht? Was für eine Empfehlung können Sie den Schülern und Schülerinnen der SchlaU-Schule geben?

Chrissie: Eine Empfehlung von mir ist, dass sie motiviert weiterarbeiten und dranbleiben bei dem, was sie machen. Hier jetzt in der Schule lernen, mitlernen, dass sie vorankommen, gute Noten schreiben und auch einen guten Abschluss machen können. Es ist hier in Deutschland äußerst wichtig, einen guten Abschluss zu haben, um dann eine gute Ausbildung zu finden und ein angenehmes Leben haben zu können. In Deutschland ist es sehr, sehr wichtig, was man auf dem Papier hat, was man für Zertifikate hat, was da drauf steht und dass man es hat. Deswegen kann ich nur jedem raten und empfehlen, arbeitet weiter, arbeitet hart dafür, arbeitet, dass ihr hier wirklich Fuß fassen und euch gut zurechtfinden könnt. Und seid pünktlich, das ist später auch sehr wichtig. Für mich ist es auch oft schwer, pünktlich zu sein, ich gebe es zu, aber das sind halt einfach so Sachen, dass man sich hier wirklich gut integrieren kann. Was jetzt schlecht wäre, wäre, nichts zu tun, nur mit den Freunden abzuhängen, sagen, ach, Schule, wer braucht das schon? Später wird man es nur bereuen, und es ist wirklich eine Chance und ein Privileg, wenn man hier an der SchlaU-Schule ist und Schüler sein darf. Das sollte man wirklich nutzen und was daraus machen. Die Bildung, die man hat, kann einem niemand mehr wegnehmen, und das ist wirklich was ganz was Besonderes, was man sich immer wieder bewusst machen sollte.


Omid
Afghanistan

Das Klassenfotoprojekt


05.05.2016

Am ersten Tag sind wir auf einem Fotoprojekt gewesen und dann haben wir zwei Personen kennengelernt. Sie sind Fotografen. Sie haben uns gezeigt, wie man Fotos machen kann. Sie haben immer zwei Personen eine Kamera gegeben. Danach sind wir nach draußen gegangen. Wir haben von vielen Sachen Fotos gemacht.


09.05.2016

Am dritten Tag haben wir uns wieder dort in dem Raum, wo wir uns am Anfang getroffen haben, getroffen. Dann haben wir darüber gesprochen, was wir gelernt und gemacht haben. Wir haben zwei Stunden an unseren Plakaten gearbeitet. Wir haben Nudeln für das Mittagessen gekocht. Und dann haben wir zusammen gegessen. Das alles hat uns besonders Spaß gemacht.


Klasse Judith


06.05.2016

Am zweiten Tag sind wir in die Stadt gefahren und wir haben viele Fotos von der Stadt gemacht. Dann haben wir uns in kleine Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe hat etwas anderes gemacht. Nach einer Stunde haben wir uns wieder getroffen. Danach sind wir in das Museum Fünf Kontinente gegangen und haben viele neue Sachen aus verschiedenen Ländern gesehen. Und wir haben ein Gruppenfoto gemacht.

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Weltzeitung №2 2016 Schülerzeitung der Schlau-Schule München