Sind alle neu angekommenen
Frauen bei uns gleichberechtigt?

Viele ausländische Frauen sind wahrscheinlich nach Deutschland gekommen, weil sie ihren Männern folgen mussten. Aber es stellt sich die Frage, ob sie immer noch die Zustimmung ihrer Ehemänner brauchen, um z. B. einen Deutschkurs zu besuchen oder Teil der deutschen Gesellschaft zu werden. Denn gerade viele afghanische, syrische oder irakische Frauen müssen auch hier in Deutschland immer noch als Hausfrau zuhause bleiben, um sich um die Hausarbeit zu kümmern und die Kinder zu erziehen.

Neulich habe ich drei, vier Mädchen kennengelernt, die vor ein paar Monaten gekommen sind und gerne einen Deutschkurs oder eine Ausbildung machen würden, aber leider von ihren Männern daran gehindert werden. Oder besser gesagt: Der Genuss der Freiheit, sich hier in Deutschland zu entwickeln, wird ihnen genommen. Der einzige Grund dafür ist leider die Tradition des Herkunftslandes und die „Ehre“ der Familie. Ich frage mich immer, wann wir endlich mit diesem falschen Stolz aufhören. Denn wenn wir als Männer uns einmal kurz vorstellen, wie es wäre, wenn von uns die Freiheit und Gleichberechtigung (wie von einer Frau) genommen würde – was würden wir dann machen?! Würden wir auch zuhause bleiben und für unsere Männer kochen? Würden wir auch stumm bleiben und uns nicht beschweren? Denn von uns wird das einzige Recht genommen: das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe, dass man mit anderen kommunizieren kann. Wenn eine Frau nicht reden kann, muss sie einfach einkaufen und kochen. Sie kann nichts mit anderen unternehmen. Sie muss immer zuhause auf ihren Mann warten, und wenn er da ist, kann sie nur mit ihm auf der Muttersprache reden. Sie kann einfach nichts machen! Das ist einfach Wahnsinn! Ich kann mir das gar nicht vorstellen! Könnt ihr euch das vorstellen? Hamid Afghanistan/Iran

Rassismus

Eines Tage hatte ich Schule aus und wollte nach Hause gehen und bin mit der U-Bahn gefahren. Ich habe mit einem Mädchen über ihren Hund gesprochen, habe sie gefragt, wie sie heißt usw. Alles war sehr gut, dann habe ich sie gefragt, woher sie kommt, und sie hat geantwortet, dass sie aus Deutschland kommt.

„Ich habe ihr gesagt, dass ich Syrer bin, und plötzlich hat sie nicht mehr mit mir geredet.‟

Ich habe ihr gesagt, dass ich Syrer bin, und plötzlich hat sie nicht mehr mit mir geredet und ist an der nächsten Station ausgestiegen, ohne tschüss zu sagen.

Das ist nicht gut, ich war sehr nett zu ihr, und was sie gemacht hat, war sehr schlecht. Basel Syrien

Integration – Interview mit Oberbürgermeister Dieter Reiter

Niemandem fällt es leicht, seine Heimat zu verlassen. Doch weltweit sind 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten Menschen bleiben innerhalb ihres Heimatlandes oder fliehen ins Nachbarland. Viele machen sich auch auf den Weg nach Europa. Viele davon kommen nach Deutschland und für sie ist alles neu, Sprache, Kultur,

Gesellschaftssystem. Damit sie hier zurechtkommen, müssen sie sich integrieren.


Aber wie können sich die Flüchtlinge integrieren? Wie unterstützt sie die Stadt München? Was braucht man, um sich zu integrieren?

Um mehr über das Thema Integration zu erfahren, habe ich habe einen gefragt, der es wissen muss: Ein Interview mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Der Sozialdemokrat Dieter Reiter (57) ist seit Mai 2014 Münchner Oberbürgermeister. Im Interview mit der Weltzeitung erklärt der OB, wie die Stadt München Flüchtlingen bei der Integration hilft. Das Interview war Juni 2016 und wurde per E-Mail geführt.

 

Sie haben einen Integrationsplan für ganz München angekündigt: Was hat dieser Plan, was andere nicht haben?

Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Wir werden im Juli den Integrationsplan dem Stadtrat vorstellen. Es geht dabei um eine Gesamtbetrachtung aller Aspekte, die für eine gelingende Integration von anerkannten Flüchtlingen in die Münchner Stadtgesellschaft von Bedeutung sind. Besonders wichtig ist das Erlernen der deutschen Sprache und der Einstieg in die Arbeitswelt. Daher wird der Integrationsplan hier Schwerpunkte setzen.“

 

Welche Integrationsmaßnahmen hat die Stadt bisher ergriffen?

Reiter: „Neben der Unterbringung und Versorgung gibt es eine Vielzahl von Integrationsangeboten, die wir zusammen mit Freiwilligen und Wohlfahrtverbänden bereits in den Flüchtlingsunterkünften umsetzen. Denken Sie nur an die Kindergruppen, Kochkurse, Sportmöglichkeiten, Fußballturniere, Stadtteilführungen, Sprachkurse und unzähligen Betreuungs- und Beratungsangebote, die den zu uns kommenden Menschen das Zurechtfinden in ihrem neuen Lebensumfeld erleichtern.“

Was ist Ihr Plan als Oberbürgermeister?

 

Um sich zu integrieren, muss man Deutsch lernen, aber es gibt viele Asylbewerber, die keinen Deutschkurs besuchen. Was ist Ihr Plan als Oberbürgermeister?

Reiter: „Die städtisch finanzierten Sprachkurse sind schnell ausgebucht. Wir werden unser Angebot in naher Zukunft nochmals aufstocken, um möglichst vielen Flüchtlingen professionell das Erlernen der deutschen Sprache zu ermöglichen. Das Problem des Fernbleibens stellt sich daher aktuell nicht. Aber jeder Flüchtling sollte natürlich auch ein Eigeninteresse daran haben, die Sprache zu erlernen. Sie ist der Schlüssel, damit Integration dauerhaft gelingt.“

 

Die SchlaU-Schule ist eine Integrationsschule für junge Flüchtlinge. Wie unterstützt die Stadt München solche Schulen?

Reiter: „Die SchlaU-Schule ist eine großartige und wichtige Einrichtung, mit der wir gerne und intensiv zusammenarbeiten.“

 

Da viele Flüchtlinge nach München gekommen sind oder kommen werden – wird die Stadt München mehr Integrationsschulen eröffnen?

Reiter: „Unser Beratungsangebot ist sehr umfangreich, die verschiedenen Integrationsmaßnahmen habe ich ja schon geschildert. Zudem haben wir zahlreiche Übergangsklassen an den Münchner Schulen eingerichtet, die Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien einen guten Einstieg in unser Schulsystem ermöglichen.“

 

Bei einem Interview mit der „Welt“ haben Sie gesagt, „wenn wir Integration schaffen wollen, brauchen wir eine spürbare Entlastung“. Was heißt das?

„Unser Anspruch ist es, die ankommenden Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und zu versorgen.‟

 

Reiter: „Unser Anspruch ist es, die ankommenden Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und zu versorgen. Das haben wir bisher hervorragend hinbekommen. Ich habe aber in diesem Interview auch deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ich von der Bundesregierung eine tragfähige Lösung auf europäischer Ebene erwarte. Zudem brauchen die Städte und Landkreise mehr finanzielle Unterstützung von Seiten des Bundes, damit sie mit den Kosten der Integration auf längere Sicht nicht allein gelassen werden.“

 

Sie haben eine Reduzierung der Asylbewerberzahlen gefordert. Die Grünen sagen, dass das eine Abkehr von der Willkommenskultur ist, und CSU-Bürgermeister Josef Schmidt sagt, „es freut mich, dass ich mit meinen Sachargumenten den Oberbürgermeister überzeugen konnte“. Was sagen Sie dazu?

Reiter: „Wie bereits ausgeführt, war meine Forderung eine andere. Die Willkommenskultur in München war und ist überwältigend, wir können stolz darauf sein. Ich bin persönlich den vielen Freiwilligen und den Wohlfahrtsverbänden sehr, sehr dankbar für die großartige Unterstützung in den vergangenen Monaten.“

 

Wollen Sie jetzt in die CSU-Forderung nach Obergrenzen einschwenken?

Reiter: „Nein. Das war und ist für mich kein Thema.“

Mowlid Somalia

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Weltzeitung №2 2016 Schülerzeitung der Schlau-Schule München